Einleitung: Was ist ein gerichtliches Mahnverfahren?
Wenn ein Schuldner nicht zahlt, haben Gläubiger in Deutschland zwei Möglichkeiten:
Sie können entweder sofort Klage erheben oder zunächst das gerichtliche Mahnverfahren einleiten.
Letzteres ist ein schlankes, kostengünstiges und schnelles Verfahren zur Durchsetzung unbestrittener Geldforderungen – und wird jährlich hunderttausendfach genutzt.
In diesem Rechtstipp erkläre ich verständlich, wann und wie Sie ein gerichtliches Mahnverfahren einleiten, welche Vorteile und Risiken es mit sich bringt und worauf Sie unbedingt achten sollten – inklusive praktischer Tipps aus der anwaltlichen Praxis.
1. Wann lohnt sich ein gerichtliches Mahnverfahren?
Das gerichtliche Mahnverfahren eignet sich besonders dann, wenn:
- Ihre Forderung nicht bestritten wird,
- es sich um eine Geldforderung in Euro handelt,
- der Schuldner trotz Mahnung nicht zahlt,
- Sie Kosten und Zeit sparen möchten,
- Sie den Schuldner unter Druck setzen wollen, ohne gleich Klage zu erheben.
2. Voraussetzungen für das Mahnverfahren
Ein gerichtliches Mahnverfahren kann grundsätzlich jede natürliche oder juristische Person beantragen, wenn:
- eine fällige Geldforderung in Euro besteht,
- der Anspruch nicht von einer Gegenleistung abhängt, die noch nicht erbracht wurde,
- der Schuldner in Deutschland wohnt.
Das Mahnverfahren ist nicht zulässig, wenn:
- sich der Schuldner außerhalb Deutschlands befindet,
- es um Sachleistungen, Unterhalt, Wohnungseigentum oder Arbeitslohn geht.
3. Ablauf des gerichtlichen Mahnverfahrens
- Schritt 1: Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids
Der Antrag wird beim zuständigen zentralen Mahngericht eingereicht.
- Schritt 2: Mahnbescheid wird zugestellt
Das Mahngericht prüft den Antrag formal und erlässt den Mahnbescheid.
- Schritt 3: Reaktion des Schuldners
Drei Szenarien sind möglich: Kein Widerspruch, teilweiser Widerspruch oder vollständiger Widerspruch.
- Schritt 4: Antrag auf Erlass des Vollstreckungsbescheids
Erfolgt kein Einspruch, kann der Gläubiger den Vollstreckungsbescheid beantragen.
4. Vorteile des gerichtlichen Mahnverfahrens
✔ Schnell und einfach
✔ Kostenersparnis
✔ Druckmittel
✔ Keine mündliche Verhandlung
✔ Vollstreckungstitel ohne Klage
5. Nachteile und Risiken
✘ Nicht geeignet bei streitigen Forderungen
✘ Kein inhaltlicher Anspruchsnachweis
✘ Kostenrisiko bei Widerspruch
✘ Formfehler führen zur Ablehnung
6. Mahnverfahren oder Klage – was ist besser?
Mahnverfahren: Schnell, günstig, unstreitige Forderungen, kein Vortrag nötig, kein Termin, kein Titel bei Widerspruch.
Klage: Aufwendig, teuer, auch bei Streit möglich, Anspruch muss begründet werden, persönliche Verhandlung, Urteil auch bei Streit möglich.
7. Kosten des Mahnverfahrens
Die Kosten richten sich nach dem Gerichtskostengesetz und hängen vom Streitwert ab:
- 1.000 € → ca. 32 €
- 5.000 € → ca. 75 €
Hinzu kommen ggf. Anwaltskosten, Mahnkosten und Verzugszinsen.
8. Praktische Tipps vom Anwalt
? Immer vorher mahnen
? Zins und Mahnkosten korrekt angeben
? Zustellanschrift prüfen
? Fristen einhalten
? Bei Widerspruch: rechtlichen Rat einholen
9. Fazit: Effektives Mittel zur Forderungseintreibung
Das gerichtliche Mahnverfahren spart Zeit, Nerven und Kosten. Es sollte sorgfältig vorbereitet werden – bei Unsicherheiten empfiehlt sich anwaltliche Unterstützung.