Privatdarlehen: Was Sie wissen müssen, bevor Sie ein Darlehen privat vergeben und wie Sie Ihr Geld ​zurück bekommen.

Ein Privatdarlehen kann eine gute Möglichkeit sein, finanzielle Unterstützung innerhalb des Familien- oder Freundeskreises zu bieten. Es gibt jedoch einige rechtliche Aspekte, die sowohl der Kreditgeber als auch der Kreditnehmer beachten sollten. In diesem Rechtstipp erklären wir, wie Sie ein Privatdarlehen rechtssicher gestalten, welche Fallstricke es gibt und welche rechtlichen Konsequenzen drohen können.

 

1. Was ist ein Privatdarlehen?

 

Ein Privatdarlehen ist ein Darlehen, das nicht von einer Bank oder einem Kreditinstitut vergeben wird, sondern von einer Privatperson an eine andere Privatperson. Es gibt viele Situationen, in denen ein solches Darlehen sinnvoll sein kann: etwa um einem Familienmitglied bei der Finanzierung eines Autos zu helfen oder einem Freund aus einer finanziellen Notlage herauszuhelfen.

 

Obwohl die Beziehung zwischen dem Kreditgeber und dem Kreditnehmer im Vordergrund stehen mag, sollten beide Parteien klare Vereinbarungen treffen, um späteren Missverständnissen oder Konflikten vorzubeugen.

 

2. Warum ein schriftlicher Vertrag bei einem Privatdarlehen wichtig ist

 

Auch wenn ein Privatdarlehen oft auf Vertrauen basiert, ist ein schriftlicher Vertrag dringend zu empfehlen. Ein mündlicher Vertrag ist zwar in den meisten Fällen ebenfalls rechtsverbindlich, jedoch schwerer nachzuweisen, falls es zu einem Streit kommt. Ein schriftlicher Vertrag sorgt nicht nur für Klarheit, sondern kann auch rechtliche Ansprüche absichern.

 

Im Vertrag sollten mindestens folgende Punkte festgehalten werden:

 

   •       Höhe des Darlehensbetrags

   •       Rückzahlungsfrist

   •       Zinssatz (falls vereinbart)

   •       Rückzahlungsmodalitäten (z.B. in Raten oder als Einmalzahlung)

   •       Eventuelle Sicherheiten (z.B. Pfandrechte)

 

3. Zinsen beim Privatdarlehen

 

Es ist nicht zwingend erforderlich, dass ein Privatdarlehen verzinst wird. Wenn Sie sich jedoch dazu entscheiden, Zinsen zu verlangen, sollten Sie dies im Vertrag festhalten. Der Zinssatz kann frei vereinbart werden, sollte aber marktüblich sein, um Probleme mit dem Finanzamt zu vermeiden.

 

Wenn der vereinbarte Zinssatz zu hoch ist, könnte das Darlehen als Wucher eingestuft werden, was rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Nach § 138 BGB kann ein Vertrag sittenwidrig sein, wenn ein überhöhter Zinssatz verlangt wird, der deutlich über dem marktüblichen Zinssatz liegt.

 

4. Rückzahlung des Privatdarlehens: Was tun bei Zahlungsverzug?

 

Gerade bei Privatdarlehen zwischen Freunden oder Verwandten kann es zu unangenehmen Situationen kommen, wenn der Kreditnehmer nicht rechtzeitig zurückzahlt. Daher ist es wichtig, bereits im Vorfeld klare Rückzahlungsvereinbarungen zu treffen.

 

Sollte es zu einem Zahlungsverzug kommen, haben Sie als Kreditgeber verschiedene rechtliche Möglichkeiten:

 

  •  Mahnung: Erinnern Sie den Kreditnehmer schriftlich an seine Verpflichtung.
  •  Verzugsschaden: Wenn der Kreditnehmer mit der Zahlung in Verzug gerät, können Sie einen Verzugsschaden geltend machen. Dies umfasst etwa die Zahlung von Verzugszinsen.
  •  Klage: Als letzter Schritt können Sie das Geld auf dem Rechtsweg einfordern, etwa durch eine Klage oder ein Mahnverfahren. In diesem Fall ist es von Vorteil, einen schriftlichen Darlehensvertrag zu haben.

 

5. Steuerliche Aspekte eines Privatdarlehens

 

Zinsen aus einem Privatdarlehen unterliegen der Einkommensteuer. Das bedeutet, wenn Sie als Kreditgeber Zinsen verlangen, müssen diese als Kapitalerträge in der Einkommensteuererklärung angegeben werden. Der Kreditnehmer kann die Zinsen unter bestimmten Umständen als Werbungskosten oder Betriebsausgaben absetzen, wenn das Darlehen beruflich oder betrieblich genutzt wurde.

 

Es ist ratsam, sich in steuerlichen Fragen an einen Steuerberater zu wenden, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

 

6. Schenkungssteuer bei zinsfreien Privatdarlehen

 

Wenn Sie einem nahen Verwandten ein zinsfreies Darlehen gewähren, könnte das Finanzamt dies als Schenkung ansehen. Besonders dann, wenn es sich um hohe Beträge handelt, sollten Sie darauf achten, die Schenkungsfreibeträge zu berücksichtigen.

 

Die Freibeträge richten sich nach dem Verwandtschaftsgrad:

 

   •       Ehegatten und eingetragene Lebenspartner: 500.000 Euro

   •       Kinder: 400.000 Euro

   •       Enkel: 200.000 Euro

   •       Geschwister, Nichten, Neffen: 20.000 Euro

 

Wenn der Freibetrag überschritten wird, fällt eine Schenkungssteuer an. Um dies zu vermeiden, können Sie einen marktüblichen Zinssatz vereinbaren.

 

7. Sicherheiten beim Privatdarlehen

 

Um das Risiko eines Zahlungsausfalls zu minimieren, kann der Kreditgeber Sicherheiten verlangen. Diese können beispielsweise in Form von Sachwerten (z.B. Immobilien) oder Bürgschaften erfolgen. Auch hier sollte im Darlehensvertrag genau festgehalten werden, welche Sicherheit gestellt wird und wie diese im Falle eines Zahlungsausfalls verwertet werden darf.

 

Es ist jedoch zu beachten, dass die Durchsetzung solcher Sicherheiten rechtlich komplex sein kann. Eine genaue juristische Beratung kann hier wertvolle Unterstützung bieten.

 

8. Privatdarlehen und Insolvenz des Kreditnehmers

 

Wenn der Kreditnehmer zahlungsunfähig wird und eine Insolvenz anmelden muss, stellt sich die Frage, ob der Kreditgeber sein Geld zurückerhält. In der Insolvenzmasse werden die Gläubiger nach einem festgelegten Plan befriedigt, wobei Privatdarlehen in der Regel als ungesicherte Forderungen behandelt werden. Das bedeutet, dass der Kreditgeber oft nur einen Bruchteil seines Darlehens zurückerhält, wenn überhaupt.

 

Wenn das Privatdarlehen durch Sicherheiten abgesichert wurde, hat der Kreditgeber in der Insolvenz möglicherweise bessere Chancen, sein Geld zurückzuerhalten.

 

9. Privatdarlehen und rechtliche Beratung

 

Auch wenn ein Privatdarlehen in vielen Fällen ohne Probleme funktioniert, können rechtliche Streitigkeiten schnell zu einer Belastung für beide Parteien werden. Um sicherzustellen, dass alle Aspekte korrekt geregelt sind und beide Seiten vor rechtlichen Konsequenzen geschützt sind, kann es sinnvoll sein, rechtlichen Rat einzuholen.

 

Ein auf Vertragsrecht spezialisierter Rechtsanwalt kann dabei helfen, einen rechtssicheren Darlehensvertrag zu erstellen und bei Problemen geeignete Lösungen zu finden.

 

10. Zusammenfassung: Wichtige Punkte beim Privatdarlehen

 

Ein Privatdarlehen kann eine nützliche Möglichkeit sein, um finanzielle Unterstützung zu bieten oder zu erhalten, doch sollte es nicht ohne klare Vereinbarungen erfolgen. Zu den wichtigsten Punkten gehören:

 

  • Ein schriftlicher Vertrag, der alle wichtigen Vereinbarungen festhält
  • Eine klare Rückzahlungsvereinbarung, um Missverständnisse zu vermeiden
  • Die Festlegung von Zinsen (falls vereinbart), um steuerliche Fragen zu klären
  • Sicherheiten, um das Risiko eines Zahlungsausfalls zu minimieren
  • Vermeiden Sie unbedingt Bargeldübergaben und überweisen Sie den Darlehensbetrag auf das Konto des Empfängers. So haben Sie zumindest einen Nachweis, dass der Darlehensnehmer den Betrag auch erhalten hat, auch wenn kein schriftlicher Darlehensvertrag vorliegt.

 

Es ist immer ratsam, sich im Vorfeld umfassend zu informieren und gegebenenfalls einen Rechtsanwalt oder Steuerberater zu Rate zu ziehen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Indem Sie diese rechtlichen Aspekte beachten, können Sie sicherstellen, dass Ihr Privatdarlehen sowohl rechtlich einwandfrei als auch für beide Seiten fair gestaltet ist.