Ihre Ansprüche nach einem Verkehrsunfall

 

Ein Verkehrsunfall ist oft ein einschneidendes Erlebnis. Neben den gesundheitlichen und emotionalen Belastungen treten schnell Fragen nach den rechtlichen und finanziellen Folgen auf. Welche Ansprüche hat man nach einem Unfall? Wie setzt man diese gegenüber der gegnerischen Versicherung durch? In diesem Rechtstipp erfahren Sie, welche Ansprüche Sie nach einem Verkehrsunfall haben, wie Sie sich verhalten sollten und worauf besonders zu achten ist.

 

1. Erste Schritte nach dem Unfall

 

Nach einem Verkehrsunfall ist es wichtig, zunächst einige grundsätzliche Dinge zu beachten, um spätere Ansprüche erfolgreich geltend machen zu können:

 

a) Unfallstelle absichern

 

Sichern Sie die Unfallstelle ab, um weitere Gefahren zu vermeiden. Stellen Sie ein Warndreieck auf und tragen Sie eine Warnweste, um gut sichtbar zu sein.

 

b) Polizei verständigen

 

In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Polizei zu rufen, insbesondere bei Personenschäden oder größeren Sachschäden. Die Polizei nimmt den Unfall auf und erstellt ein Protokoll, das später wichtig für die Schadensregulierung sein kann.

 

c) Beweise sichern

 

Dokumentieren Sie den Unfallort gründlich. Fotos von der Unfallstelle, den Fahrzeugen und möglichen Beschädigungen helfen später, den Unfallhergang zu rekonstruieren. Notieren Sie sich außerdem die Kontaktdaten von Zeugen.

 

d) Personaldaten austauschen

 

Stellen Sie sicher, dass Sie die Daten des Unfallgegners aufnehmen: Name, Adresse, Versicherungsnummer und Kfz-Kennzeichen. Dies ist für die spätere Schadensregulierung von entscheidender Bedeutung.

 

e) Arztbesuch

 

Auch wenn Sie keine offensichtlichen Verletzungen haben, sollten Sie nach einem Unfall einen Arzt aufsuchen. Häufig treten Verletzungen wie ein Schleudertrauma erst nach einiger Zeit auf. Ein ärztlicher Befund ist außerdem eine wichtige Grundlage für mögliche Schmerzensgeldansprüche.

 

2. Welche Ansprüche habe ich nach einem Verkehrsunfall?

 

Nach einem Verkehrsunfall stehen Ihnen verschiedene Ansprüche zu, die sowohl materielle als auch immaterielle Schäden abdecken. Im Folgenden erläutern wir die wichtigsten Ansprüche, die Sie geltend machen können:

 

a) Schadensersatz für Sachschäden

 

Der häufigste Anspruch nach einem Verkehrsunfall ist der Schadensersatz für beschädigte Fahrzeuge und andere Gegenstände. Dies umfasst unter anderem:

 

  • Reparaturkosten: Sie haben Anspruch auf Ersatz der Kosten für die Reparatur Ihres Fahrzeugs. Wenn die Reparaturkosten den Wert des Fahrzeugs übersteigen, spricht man von einem wirtschaftlichen Totalschaden. In diesem Fall haben Sie Anspruch auf den Wiederbeschaffungswert abzüglich des Restwerts des Fahrzeugs.
  • Mietwagenkosten: Wenn Ihr Fahrzeug nach dem Unfall nicht mehr fahrbereit ist, können Sie die Kosten für einen Mietwagen geltend machen. Alternativ können Sie auch eine Nutzungsausfallentschädigung verlangen, wenn Sie keinen Mietwagen in Anspruch nehmen.
  • Wertminderung: Selbst nach einer fachgerechten Reparatur erleidet Ihr Fahrzeug oft eine Wertminderung, da es als Unfallfahrzeug weniger wert ist. Diesen Wertverlust können Sie ebenfalls ersetzt verlangen.
  • Gutachterkosten. Sie haben einen Anspruch auf Erstattung der eigenen Gutachterkosten, die erforderlich waren, um die Höhe Ihres Fahrzeugschadens zu bestimmen.

 

 

b) Schmerzensgeld

 

Wenn Sie bei dem Unfall verletzt wurden, steht Ihnen neben dem Schadensersatz auch ein Anspruch auf Schmerzensgeld zu. Das Schmerzensgeld soll die erlittenen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen ausgleichen. Die Höhe des Schmerzensgeldes richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzungen, der Heilungsdauer und eventuellen dauerhaften Beeinträchtigungen.

 

Ein Arzt sollte Ihre Verletzungen dokumentieren, und es ist ratsam, alle Arzt- und Krankenhausberichte aufzubewahren. Dies dient als Beweisgrundlage für die Bemessung des Schmerzensgeldes.

 

c) Haushaltsführungsschaden

 

Wenn Sie aufgrund Ihrer Verletzungen den Haushalt nicht mehr wie gewohnt führen können, können Sie einen sogenannten Haushaltsführungsschaden geltend machen. Dies umfasst die Kosten für eine Haushaltshilfe oder den Verdienstausfall, wenn Sie selbst keine Haushaltshilfe engagieren, aber zeitliche Einbußen bei der Berufstätigkeit haben.

 

d) Verdienstausfall

 

Wenn Sie durch den Unfall arbeitsunfähig werden und dadurch Einkommen verlieren, haben Sie Anspruch auf Ersatz des Verdienstausfalls. Die Versicherung des Unfallverursachers muss den entgangenen Verdienst ersetzen. Hierzu müssen Sie dem Versicherer entsprechende Nachweise, wie etwa Gehaltsabrechnungen und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, vorlegen.

 

e) Fahrtkosten und sonstige Aufwendungen

 

Zu den ersatzfähigen Schäden zählen auch Kosten, die Ihnen durch Arztbesuche, Therapien oder den Einsatz von Taxis oder öffentlichen Verkehrsmitteln entstehen. Diese Aufwendungen sollten Sie ebenfalls geltend machen, sofern sie mit dem Unfall im Zusammenhang stehen.

 

3. Wie setzt man Ansprüche gegenüber der Versicherung durch?

 

Um Ihre Ansprüche nach einem Verkehrsunfall erfolgreich durchzusetzen, müssen Sie sich in der Regel mit der gegnerischen Versicherung auseinandersetzen. Folgende Schritte sind dabei wichtig:

 

a) Schadensmeldung

 

Melden Sie den Unfall unverzüglich Ihrer eigenen und der gegnerischen Versicherung. Eine schnelle Meldung ist entscheidend, um den Schadensprozess zügig in Gang zu setzen. Hierbei müssen Sie detaillierte Angaben zum Unfallhergang, den beteiligten Personen und Fahrzeugen sowie zu entstandenen Schäden machen.

 

b) Sachverständigengutachten

 

Bei größeren Sachschäden sollten Sie ein Gutachten eines unabhängigen Kfz-Sachverständigen einholen. Dieses Gutachten dokumentiert den entstandenen Schaden und beziffert die Reparaturkosten sowie mögliche Wertminderungen. Das Gutachten bildet die Grundlage für die Schadensregulierung durch die Versicherung.

 

c) Rechtsanwalt einschalten

 

Besonders bei komplexen Verkehrsunfällen oder wenn die Schuldfrage unklar ist, kann es sinnvoll sein, einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen. Ein Anwalt kann Ihre Ansprüche professionell gegenüber der gegnerischen Versicherung geltend machen und auf eine schnelle und faire Schadensregulierung hinwirken. In vielen Fällen übernimmt die gegnerische Versicherung auch die Kosten für den Anwalt.

 

4. Wer trägt die Schuld? Die Bedeutung der Haftungsquote

 

Die Haftungsfrage spielt bei der Geltendmachung von Ansprüchen eine zentrale Rolle. In vielen Fällen ist die Schuldfrage klar, etwa bei Auffahrunfällen, bei denen der Auffahrende in der Regel die alleinige Schuld trägt. Oft ist die Haftungsfrage jedoch nicht eindeutig, und es kommt zu einer Haftungsquote.

 

Die Haftungsquote gibt an, in welchem Maße beide Unfallbeteiligten für den Schaden haften. Beispielsweise kann eine Haftungsquote von 70:30 festgelegt werden, wenn beide Parteien eine Teilschuld am Unfall tragen. Entsprechend werden auch die Ansprüche anteilig reguliert.

 

5. Verjährungsfristen beachten

 

Ansprüche nach einem Verkehrsunfall unterliegen bestimmten Verjährungsfristen. In der Regel verjähren Ansprüche auf Schadensersatz und Schmerzensgeld nach drei Jahren. Diese Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem der Unfall passiert ist. Es ist daher wichtig, Ihre Ansprüche rechtzeitig geltend zu machen, um keine rechtlichen Nachteile zu erleiden.

 

6. Was tun bei einer Mitschuld?

 

Selbst wenn Sie eine Teilschuld am Unfall tragen, können Sie dennoch Ansprüche geltend machen. In diesem Fall werden Ihre Ansprüche jedoch anteilig gekürzt, entsprechend der festgelegten Haftungsquote. Beispielsweise erhalten Sie bei einer Mitschuld von 25 % nur 75 % des Ihnen zustehenden Schadensersatzes. Es ist jedoch ratsam, auch in Fällen einer Mitschuld alle Ansprüche umfassend zu prüfen und durchzusetzen.

 

Fazit

 

Nach einem Verkehrsunfall haben Sie als Geschädigter eine Vielzahl von Ansprüchen, die von der Reparatur Ihres Fahrzeugs bis hin zu Schmerzensgeld und Verdienstausfall reichen. Es ist wichtig, Ihre Rechte zu kennen und die notwendigen Schritte zur Durchsetzung Ihrer Ansprüche zu ergreifen. Dabei spielen die Dokumentation des Unfalls, die Meldung bei der Versicherung und gegebenenfalls die Unterstützung durch einen Rechtsanwalt eine zentrale Rolle.

 

Achten Sie darauf, alle Fristen und notwendigen Beweise sorgfältig zu beachten, um Ihre Ansprüche erfolgreich geltend machen zu können. In jedem Fall sollten Sie sich nicht scheuen, rechtlichen Beistand in Anspruch zu nehmen, um Ihre Ansprüche durchzusetzen und eine faire Schadensregulierung zu erreichen.